Ranis
18.08.2012 bis 30.11.2012

Kunst in der DDR der 1980er Jahre

„Jetzt wird nicht mal mehr das verboten, es ist eigentlich zu Ende“, schlussfolgerte Heiner Müller 1987 als die Aufführung eines seiner Theaterstücke von den Funktionären der DDR ohne Kommentar zugelassen wurde.

In der Ausstellung und im Katalog BilderBühnen. Leinwandszenen aus dem Kunstarchiv Beeskow sind Kunstwerke zu sehen, die in den 1980er Jahren in der DDR nicht mehr verboten wurde, obwohl sie mit Melancholie, Pessimismus, Trotz und Skepsis viel eher das Scheitern und nicht den Sieg einer gesellschaftlichen Utopie versinnbildlichten. Seit Beginn der sechziger Jahre wurden im Theater der DDR die schwierigen Wahrheiten nur indirekt angesprochen. So versuchten z.B. Regisseure klassische Stücke der Antike für gegenwärtige Probleme aufnahmefähig zu machen. Die Bildende Kunst griff auf die Stilmittel der Dramatik zurück, um Konflikte und Widersprüche sichtbar zu machen, ohne diese konkret zu benennen. In der Kunst der DDR wimmelte es von motivischen und stilistischen Zitaten, Metaphern, Symbolen, historischen und literarischen Gestalten, so dass durchaus von einer Verschlüsselung als methodisches Prinzip gesprochen werden kann.

Die Werke, die in der Ausstellung „BilderBühnen“ gezeigt werden, liefern dafür beste Beispiele. Diese Bilder waren gefragt in den 1980er Jahren – sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik. Sie übernahmen eine Vermittler- und Kommentierungsfunktion für die einen und waren potentielle Exportware für die anderen. Schon Mitte der 1970er Jahre häuften sich größere Retrospektiven der Kunst aus der DDR in der Bundesrepublik. Die erst offizielle Ausstellung fand mit Willi Sitte 1975 in Hamburg statt. Es folgte 1976 der spektakuläre Auftritt von Mattheuer, Heisig, Tübke und Sitte auf der 6. dokumenta in Kassel. Und Ende der siebziger Jahre waren es dann Industrielle wie Höchst, Ludwig oder Salamander, die das Sammeln, Ausstellen oder Sponsoring von Kunst aus der DDR übernahmen.

Dass in den 1980er Jahren diese kritischen Themenbilder in der DDR offiziell zugelassen waren, hat also zwei wesentliche Gründe: Sie ließen sich gut über die Grenzen hinweg verkaufen und sie wirkten als Ventil für den Unmut einer erschöpften Gesellschaft, in der sich Nachkriegswerte und Konsensbildung relativiert hatten. In den 1980er Jahren trat in der Kunst die Ausweglosigkeit jedes utopischen Gedankens immer deutlicher zutage. Mit wachsendem Zweifel an den Zeichen und Sinnbildern, fehlenden kollektiven Bezügen und einer verstärkten sinnlichen Realität in den künstlerischen Arbeiten verdeutlichten vor allem jüngere Künstler ihr völlig anderes Dasein in der DDR und die unüberbrückbaren ästhetischen Unterschiede zwischen den Generationen.

Sabine Wagner | 15.08.12 | Ostthüringer Zeitung | DDR-Kunst auf Schloss Brandenstein

Schloss Brandenstein
Brandenstein 1
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