In der Bevölkerung herrschte oft ein gewisses Mißtrauen gegenüber Bakelit-Gegenständen, weil sie immer Phenolgeruch verströmten. Die Skepsis war nicht unberechtigt. Heute ist erwiesen, dass Phenol krebserregend ist.
Leipziger Messeabzeichen
Ein Stadtbrief aus dem Jahr 1165 ist das erste Dokument, mit dem das Bestehen von Märkten in Leipzig nachgewiesen werden kann. Er gilt daher als Geburtsurkunde der Leipziger Messe.
1497 wurden der Stadt Leipzig die Messeprivilegien durch Kaiser Maximilian I. verliehen. 1893 brachte der „Verband der Leipziger Meß-Interessierten“ Mitgliedskarten als Messeausweise und ab 1894 die „Zeitschrift des Leipziger Meßverbandes“ heraus. 1894/95 erfolgte die Einteilung und Neubenennung der Leipziger Messen in Frühjahrs- und Herbstmesse. 1902 stützte sich die Messe-Werbung auf Adressbücher, Stadtpläne und Lokal-Anzeiger. 1917 erhielt die Leipziger Messe ein eigenes Zeichen: MM – gestaltet von Erich Gruner. Gruner hatte in seiner ersten Fassung drei übereinanderstehende „M” gewählt. Sie standen für den Unternehmensnamen „Meßamt für die Mustermessen”. Den freien Raum zwischen den beiden Initialen interpretierte er als dritten Buchstaben, den schon die meisten Zeitgenossen übersahen. Nur das Doppel-M setzte sich durch.
Frühjahrs- und Herbstmesse
Seit 1918 gab es die Messeabzeichen. Diese Abzeichen wurden in der Regel zur Frühjahrs- und zur Herbstmesse aufgelegt und aus jeweils unterschiedlichen Materialien von verschiedenen Firmen hergestellt. So stellten der Eisenwarenanbieter Wilhelm Deumer GmbH aus Lüdenscheid im Frühjahr 1921, die AEG Metallwerke Oberspree/Berlin im Herbst 1926 und die Metallwarenfabrik R. Wachtler & Lang aus Mittweida/Sachsen im Herbst 1927 Messeabzeichen aus Metall her. Im Frühjahr 1936 produzierten die Möbius & Ruppert KG aus Erlangen und im Herbst 1939 die Troisdorfer Kunststoffe jeweils Messeabzeichen aus Kunststoff.
Bakelit Gesellschaft Berlin-Erkner
Das Abzeichen zur Herbstmesse 1932 ist aus dem Kunststoff „Bakelit“ und wurde von der Bakelit Gesellschaft Berlin-Erkner hergestellt. Der Unternehmer Julius Rütger hatte 1860 in Erkner die erste große Teerdestillation (Rohteer wird in verschiedene Produkte zerlegt) eingeleitet. 1907 hatte der Chemiker Leo Hendrik Baekeland in den USA eine Phenolharz-Pressmasse im Hitze-Druck-Verfahren entwickelt, die er in Anlehnung an seinen Namen „Bakelit“ nannte. Die Rüdgerswerke in Erkner erwarben die Lizenz zur Bakelit-Herstellung. 1910 wurde zusammen mit Baekeland die Bakelit GmbH gegründet und mit der weltweit ersten industriemäßigen Produktion von vollsynthetischen Kunststoffen begonnen.
Volksempfänger „VE 301“
Bakelit ist nicht verformbar und widerstandsfähig gegen Hitze und Säuren. Es wurde u.a. zur Herstellung von Küchengegenständen, elektrischen Haushaltsgeräten, Telefonen, Büro- und Geschäftsmaterialien, Lichtschaltern und Steckdosen eingesetzt. Der Kunststoff revolutionierte das Alltagsleben so stark, dass bis in die 1950er Jahre alle Arten von Kunststoffe als Bakelit bezeichnet wurden. Auch das Gehäuse vom ersten Deutschen Volksempfänger „VE 301“ von 1933 war aus Bakelit. Diese preiswerten Geräte waren bald in vielen deutschen Haushalten zu finden. Die Bezeichnung „301“ stand für den 30. Januar 1933 – den Tag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten.